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Interview mit Talia Ulmer

Zuerst den Bachelor, dann den Master und jetzt den PhD. Für Talia Ulmer waren das Biozentrum und Basel von Anfang an der perfekte Match. Und so ist sie geblieben. Ihren PhD startete sie ohne konkrete Karriereplänen im Hinterkopf, einfach, weil ihr die Arbeit im Labor und ihr Projekt in der Neurobiologie so gut gefallen. 


Seit wann bist du am Biozentrum und was hat dich hierhergezogen?
Als ich mich dafür entschieden habe, Biologie zu studieren, war Basel der perfekte Match. Die Stadt hat mich total überzeugt, genauso wie die Forschung am Biozentrum, die ich während der Blockkurse besser kennenlernte. Ich fand alles mega spannend und dachte, wieso weggehen, wenn alles passt. Und genauso ging es auch nach dem Master weiter. Ich habe diesen bei Flavio Donato in der Neurobiologie gemacht und schnell gemerkt, dass mein Projekt mir richtig Spass macht. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich nun auch meinen PhD bei ihm machen und an meinem Projekt weiterforschen kann. 

Du hast noch das alten Biozentrum Gebäude miterlebt. Wie war für dich der Wechsel in den Neubau?
Es war schon sehr interessant zu sehen, wie man so ein ganzes Labor ab- und dann wieder aufbaut. Und ich finde es richtig cool hier. Dadurch, dass immer zwei Stockwerke miteinander verbunden sind, ist es viel einfacher mit anderen Labs zu interagieren. Man sieht mehr Leute, kriegt mehr mit und alles ist viel lebendiger. Klar, das liegt auch ein bisschen an mir, am Anfang war ich viel schüchterner und noch nicht bei allem dabei (lacht). 

An was forschst du?
Wir untersuchen die Entstehung und das Fortbestehen von episodischen, also autobiographischen, kindlichen Erinnerungen. Mich interessiert, wie Kleinkinder, trotz eines unreifen Gehirns, es schaffen, Erinnerungen zu bilden und zu speichern. Wir wissen, dass sie es können, aber wir wissen nicht, wie sie es machen und wie sich der Prozess von dem von Erwachsenen unterscheidet.   

Du forschst am selben Thema, wie während deines Masters. Was ist für dich der grösste Unterschied?
Im Kern ist es dasselbe Thema, aber im Master habe ich mich auf einen einzelnen Aspekt konzentriert. Jetzt ist die Fragestellung viel breiter angelegt. Und natürlich fühle ich mich nun kompetenter, habe klarere Ideen, und weiss mehr über das Forschungsfeld. Kurz, ich traue mir selber mehr zu, bin sicherer und kann mich, da ich nur noch wenige Vorlesungen besuche, voll und ganz auf das Projekt konzentrieren. 

Wie viele Vorlesungen besuchst du denn tatsächlich noch?
Ich bin fast ausschliesslich im Labor, ich würde sagen, zu etwa 95 Prozent. Natürlich schaue ich jedes Semester, welche Neuroscience Vorlesungen angeboten werden. Aber da ich schon drei während meines Masters gemacht habe, bleiben gar nicht mehr so viele übrig. Dann gibt es aber auch noch so super Angebote wie den Neuroscience Workshop. Da treffen sich alle drei Monate die Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vom Biozentrum, dem Friedrich Miescher Institut for Biomedical Research, dem Departement Biomedizin und dem Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology Basel. Jeweils sechs Forschende geben dort Flash Talks zu einem übergeordneten Thema. Und ich besuche auch gerne Vorlesungen ausserhalb meines Fachgebiets, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Wieso hast du dich für einen PhD entschieden?
Die Forschung macht mir extrem Spass und ich arbeite sehr gerne im Labor und hier am Biozentrum. Ich habe momentan keine konkreten Zukunftsplänen, sondern habe mich einfach dafür entschieden, weil es mir hier so gut gefällt und ich nach dem Master noch ein paar Jahre weiterforschen wollte. Dazu kommt, dass sich während meinem Master viele super spannende Fragen aufgetan haben, denen ich nachgehen wollte.

Wie ist die Zusammenarbeit innerhalb eurer Gruppe?
Sehr gut. Wir haben wirklich alle ein mega-gutes Verhältnis. Viele arbeiten auch gemeinsam an gewissen Fragestellungen, denn obwohl wir alle unsere eigenen Projekte haben, gibt es immer wieder Überlappungen. Und das macht halt schon Spass, wenn man zu zweit oder zu dritt ist und gemeinsam brainstormen kann. 

Und wie oft tauschst du dich mit deinem Doktorvater aus? 
Offiziell treffe ich Flavio einmal jede zweite Woche, jeder hat seinen Timeslot, aber ich spreche mit ihm viel öfter. Bei Flavio steht die Tür immer offen, da kann man einfach reingehen, wenn man eine Frage hat, oder etwas mit ihm besprechen möchte. 

Du hast den Austausch auf den Doppelstockwerken erwähnt. Wie ist dieser mit den anderen Biozentrikern?  
Ich mag die Biozentrum Discovery Seminars sehr. Die sind für alle Forschenden im Haus. Da stellen PhDler, Postdocs und externe Referenten ihre Projekte vor. Es ist super spannend zu erfahren, was die anderen so machen und wer genau an welchem Projekt arbeitet.  Für mich sind es zum Teil auch krasse Sachen, von denen ich wenig bis keine Ahnung habe, wie zum Beispiel die Strukturbiologie. Und dann sind da auch die Apéros, also die monatlichen Happy Hours. Bei all diesen Events habe ich sehr viele Leute ausserhalb meines Doppelstockwerks kennengelernt. 

Ihr habt auch euren eigenen PhD Club. Was macht ihr da?
Ich war schon an einem  PhD Retreat. Das war echt cool. Es gibt dort Präsentationen, Poster sessions und Science talks und da wir völlig unter uns sind, können wir uns ohne Druck und völlig ungezwungen austauschen. Als PhDler ist das ein super Start um reinzukommen und das Schöne war, dass ich das Gefühl hatte, dass sich alle gegenseitig unterstützen und das Beste für die anderen möchten. Von Konkurrenzkampf war absolut nichts zu spüren.  

Wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus? 
Ich kann mir meine Zeit recht gut einteilen. Natürlich gibt es Experimenten, für die ich auch mal am Wochenende hier sein muss. Aber ich finde Zeit um Freunde zu treffen, zu zeichnen, zu lesen und ich gehe gerne joggen und ins Museum. Klar, ich bin viel hier, aber ich bin auch sehr gerne hier. Es ist also meine Entscheidung. Und ich schaue schon, dass die Forschung nicht überhandnimmt und sage mir dann ganz bewusst, so, jetzt musst du raus!

Du hast gesagt, dass Basel für dich der perfekte Match war. Was gefällt dir hier am Meisten?
Der Rhein. Und dann die Menschen. Basel ist eine sehr herzliche Stadt und ich glaube, das hängt auch mit dem Rhein zusammen, denn dort treffen sich im Sommer alle. Es gibt nichts Besseres als im Sommer nach der Arbeit an der Rhein zu gehen, Freunde zu treffen und schwimmen zu gehen. Basel ist auch eine sehr schöne, angenehme Stadt, nicht zu gross und nicht zu klein und sehr international. Und es gibt hier mega viele Studenten. 

Noch eine letzte Frage: Hast du einen Tipp für angehende PhD-Studenten?
Am Anfang hat man vielleicht das Gefühl, dass jetzt alles ganz schnell vorwärts geht und dann muss man eben lernen, dass nicht alles gleich funktioniert und es Rückschläge gibt. Das ist schon ein bisschen hart. Wichtig ist, dass man sich nicht frusten lässt und denkt, man sei an allem selber schuld. Vieles klappt nicht auf Anhieb und dann muss man versuchen herauszufinden wieso und das Experiment nochmal wiederholen. Das braucht Zeit, aber so ist es einfach.