Mit den Advanced Grants unterstützt der ERC bereits etablierte und herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihrer Forschung neue und risikoreiche Wege gehen möchten. Am 17. Juni gab der ERC nun die 281 Empfängerinnen und Empfänger der 2025 Advanced Grants bekannt, unter ihnen Prof. Alex Schier vom Biozentrum der Universität Basel. Der Zell- und Entwicklungsbiologe erhält für sein auf fünf Jahre ausgelegtes Forschungsprojekt «Selforganize» vom ERC eine finanzielle Unterstützung von insgesamt rund 2,5 Millionen Schweizer Franken. Dies ist bereits der zweite ERC Advanced Grant für Schier.
«Diese ERC Grants sind unser Beitrag dazu, Europa zu einer Hochburg für exzellente Forschung zu machen», sagt Ekaterina Zaharieva, EU-Kommissarin für Start-ups, Forschung und Innovation. «Durch die Unterstützung von Projekten, die das Potenzial haben, ganze Bereiche neu zu definieren, investieren wir nicht nur in die Wissenschaft, sondern auch in die zukünftige Stärke und den Wohlstand unseres Kontinents.»
Selbstorganisation in der Embryonalentwicklung
Eine zentrale Frage in der Biologie ist, wie sich beim Embryo die Körperachsen – etwa Rücken und Bauch oder Kopf und Schwanz – bilden. Diese Achsen sind für den Körperbau und die korrekte Entwicklung und Positionierung von Organen wichtig. Nach bisherigem Wissensstand wird bei vielen Tieren die «Anleitung» für die Bildung der Körperachsen von der Mutter an den Embryo weitergegeben. Bei Experimenten im Labor zeigte sich allerdings, dass auch ohne diese mütterlichen Anweisungen embryoähnliche Strukturen und Organoide entstehen können. Dieses Phänomen bezeichnet man als «Selbstorganisation».
Das Team unter der Leitung von Alex Schier möchte am Beispiel des Killifischs die Selbstorganisation während der Embryonalentwicklung unter natürlichen Bedingungen untersuchen. Anders als bei den meisten Tieren löst sich der frühe Embryo beim Killifisch zunächst in einzelne Zellen auf. Später finden diese wieder zusammen und bilden die Körperachsen und Organe. In früheren Arbeiten konnte Schier bereits zeigen, dass die Embryonalzellen beim Killifisch nicht wie bei anderen Fischen mütterlicherseits vorgeprägt sind, sondern sich eigenständig organisieren und die Körperachsen festlegen.
In seinem vom ERC geförderten Projekt möchte Schier nun dem genauen Mechanismus der Selbstorganisation während der Embryogenese auf den Grund gehen, angefangen bei Signalwegen bis hin zu Zellbewegungen. Mit ihrer Arbeit erhoffen sich die Forschenden neue Erkenntnisse über die Rolle der Selbstorganisation bei der Entwicklung komplexer Organismen. Damit könnten sie zudem die Grundlagen schaffen, um Organe via Selbstorganisation nachzubauen.
EU Grants für exzellente Forschende
Die ERC Advanced Grants werden durch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation «Horizon Europe» finanziert. Mit diesem Förderinstrument erhalten erfahrene Forschende die Möglichkeit, mutige und zukunftsweisende Forschungsprojekte mit grossem Potenzial anzugehen. Die Advanced Grants zählen zu den renommiertesten und kompetitivsten Auszeichnungen in der Grundlagenforschung; dieses Jahr wurden 281 Anträge von insgesamt 2534 eingereichten Gesuchen angenommen. Damit waren nur etwa 11 Prozent der Bewerbungen erfolgreich. In der Ausschreibungsrunde 2024 konnten sich drei Forschende der Universität Basel im Auswahlprozess durchsetzen.
Schweiz erneut voll eingabeberechtigt
Nach mehrjähriger Unterbrechung stand die Ausschreibung der ERC Advanced Grants erstmals wieder auch Forschenden in der Schweiz offen. Da die Ausschreibung noch ins Jahr 2024 fiel, greift eine Übergangsvereinbarung: Die Anträge aus der Schweiz wurden zwar vom ERC bewertet, die Finanzierung stellt jedoch für diesmal das Staatssekretariat für Forschung, Bildung und Innovation (SBFI) zur Verfügung. Ab dem Ausschreibungsjahr 2025 ist die Schweiz erneut voll eingabeberechtigt für «Horizon Europe».
Kontakt: Kommunikation, Katrin Bühler