Mit den Starting Grants fördert der ERC herausragende junge Forschende, die mit innovativen Projekten den Grundstein für ein eigenständiges Forschungsprogramm legen. Einer der diesjährigen Ausgezeichneten ist der Physiker Prof. David Brückner, der seit April 2025 eine eigene Forschungsgruppe am Biozentrum der Universität Basel leitet und zugleich Assistenzprofessor mit Tenure Track für Theoretical Biophysics an der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist. In seinem Projekt erforscht Brückner, wie Zellen mechanische und chemische Signale verarbeiten, um ihr Schicksal festzulegen und die Bildung komplexer Gewebestrukturen zu steuern.
«Ich freue mich sehr über die Forschungsfreiheit, die der ERC Grant uns als Gruppe gibt. Dadurch können wir uns in den nächsten Jahren ganz auf unsere neuen Forschungsideen konzentrieren», sagt Brückner.
Nach den ERC-Förderungen für Médéric Diard, Flavio Donato, Maria Hondele und Anissa Kempf geht die renommierte Auszeichnung mit Brückner bereits zum fünften Mal in Folge ans Biozentrum.
Die Sprache der Zellen entschlüsseln
Damit sich ein Embryo entwickelt, müssen Zellen präzise entscheiden, welche Aufgabe sie im Körper übernehmen. Doch wie treffen sie diese Entscheidung inmitten vielfältiger Signale, mechanischer Einflüsse und ständiger innerer Schwankungen? Brückners Forschungsgruppe entwickelt dafür einen neuen theoretischen Rahmen: Seine Gruppe kombiniert Computermodelle und Informationstheorie, um zu verstehen, wie Zellen Informationen aus ihrer Umgebung nutzen, um ihr Schicksal zu wählen und Gewebestrukturen zu formen.
«Unsere Theorie soll die verschiedenen Informationsquellen untersuchen, die Zellen dazu nutzen Entscheidungen zu treffen: zeitliche Signale, Interaktionen mit benachbarten Zellen, und mechanische Kräfte. Das Ziel ist herauszufinden, wie Zellen diese Informationen verarbeiten und selbstorganisiert Gewebemuster bilden, die für die Entwicklung essenziell sind», sagt Brückner. Dazu arbeiten die Forschenden sowohl theoretisch als auch in Kollaboration mit Partnern experimentell.
Als Ziel dabei sieht Brückner, grundlegende Prinzipien zellulärer Entscheidungsprozesse zu entschlüsseln, und daraus Modelle zu entwickeln, die neuartige Wege der experimentellen Datenanalyse eröffnen. «Der ERC Grant gibt unserer Gruppe nun die Möglichkeit, neue Forschungsrichtungen an der Schnittstelle von Entwicklungsbiologie, Physik und Informationstheorie zu verfolgen», so Brückner.
Die Ergebnisse von Brückners Forschung könnten nicht nur unser Verständnis der Embryonalentwicklung vertiefen, sondern auch neue Wege für die regenerative Medizin und die Herstellung von Gewebe eröffnen.
Unterstützung durch den Bund
Nach mehrjähriger Unterbrechung stand die Ausschreibung der ERC Starting Grants erstmals wieder auch Forschenden in der Schweiz offen. Da die Ausschreibung noch ins Jahr 2024 fiel, greift jedoch eine Übergangsvereinbarung: Die Anträge aus der Schweiz wurden zwar vom ERC bewertet, die Finanzierung stellt für diesmal das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) zur Verfügung. Ab dem Ausschreibungsjahr 2025 ist die Schweiz erneut voll eingabeberechtigt für «Horizon Europe». Der ERC Starting Grant für Brückner ist mit 1,4 Millionen Franken dotiert.
Kontakt: Kommunikation, Livio Stöckli
Weitere Informationen zu den sieben Empfängern eines ERC Starting Grants an der Universität Basel