Die Neurobiologin Prof. Silvia Arber erhält den Brain Prize gemeinsam mit Prof. Ole Kiehn von der University of Kopenhagen, Dänemark, und Prof. Martyn Goulding vom Salk Institute for Biological Studies, USA. Die drei Preisträger werden für ihre Forschungsarbeiten geehrt, mit denen sie das Verständnis für Zellen und Netzwerke, die der Körperbewegung zugrunde liegen, revolutioniert und deren Bedeutung für Gesundheit und Krankheit dargelegt haben.
«Die Fähigkeit, sich zu bewegen, ist von grundlegender Bedeutung. Von den ersten Schritten eines Babys bis hin zum Gleichgewicht und der Beweglichkeit, die beim Fahrradfahren erforderlich sind, ist Bewegung etwas, das wir die ganze Zeit tun», begründet die Jury der Lundbeck Foundation ihre Wahl. «Aufzuklären und zu verstehen, wie das Gehirn und das Rückenmark Bewegungen steuern, ist eine grosse wissenschaftliche Herausforderung. Die anspruchsvollen experimentellen Arbeiten der drei Preisträger haben geholfen aufzuzeigen, wie Bewegungsabsichten von den komplexen Netzwerken im Hirnstamm zu den Nervenzellen im Rückenmark gelangen, welche die Aktivität der Muskeln zum Beispiel in Fingern, Armen und Beinen steuern.»
Diese bemerkenswerten Entdeckungen, so die Jury weiter, zeigen nicht nur den Bedarf, sondern liefern auch wichtige Grundlagen für zelltypspezifische Diagnosen und Therapien bei Bewegungsstörungen wie ALS, Parkinson und Rückenmarksverletzungen.
«Die Verleihung des Brain Prize für unsere Arbeit zur Organisation und Funktion neuronaler Schaltkreise, die Körperbewegungen steuern, ist eine grosse Ehre und eine Anerkennung für eine kontinuierliche Teamleistung über viele Jahre hinweg», sagt Silvia Arber «Gleichzeitig ist es auch eine grosse Motivation, unsere zukünftigen Forschungsziele zu verfolgen und den Geheimnissen des motorischen Systems weiter auf den Grund zu gehen.»
Zusammenspiel von Gehirn, Rückenmark und Muskeln
Mit ihrem Team erforscht Silvia Arber das Zusammenspiel von Gehirn, Rückenmark und Muskeln. Sie untersucht, wie das Nervensystem mittels spezifischer Nervenzellen das grosse Repertoire von einfachen bis hin zu sehr komplexen Bewegungsabläufen steuert. Zuletzt erstellte Arbers Forschungsgruppe eine Karte der Nervenzellen und Netzwerke im Hirnstamm. Diese zeigt, welche Nervenverbindungen die Feinmotorik von Arm und Hand, das Gehen oder aber die Körperhaltung steuern. Ihre Arbeiten liefern wichtige Einblicke in die Organisation und Funktion motorischer Netzwerke. Auch ermöglichen sie, neue Ansätze für die Behandlung von Bewegungskrankheiten wie beispielsweise Parkinson oder aber Rückenmarkverletzungen zu finden.
Silvia Arber forscht seit 2000 in Basel und wurde bereits vielfach für ihre herausragenden Forschungsarbeiten ausgezeichnet, unter anderem mit dem Pradel Research Award 2018, dem Louis-Jeantet Preis für Medizin 2017 und dem Otto Naegeli Preis 2014. 2020 wurde sie zudem zum internationalen Mitglied der amerikanischen National Academy of Sciences gewählt.
Grösster Preis für Hirnforschung
Der Brain Preis gilt als weltweit grösster Preis für Hirnforschung. Der Preis ist mit 10 Millionen DKK (ca. 1,36 Millionen Schweizer Franken) dotiert und wird von der Lundbeck Foundation vergeben. Die Stiftung verleiht den Preis jedes Jahr an einen oder mehrere Neurowissenschaftler, die bahnbrechende Erkenntnisse für die Hirnforschung lieferten. Der Brain Preis wurde erstmals 2011 verliehen. Bisher wurden 41 Wissenschaftler aus neun verschiedenen Ländern ausgezeichnet. Die diesjährige Zeremonie des Brain Preises 2022 findet am 24. Mai in Kopenhagen unter dem Vorsitz des Kronprinzen von Dänemark statt.
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Contact: Communications, Heike Sacher