Die LRBA-Defizienz ist eine seltene, allerdings schwerwiegende Autoimmunerkrankung, die 2012 erstmals beschrieben wurde. Ursache ist ein genetischer Defekt im LRBA-Gen. Die Erkrankung führt bereits im Kindesalter zu einem geschwächten Immunsystem und zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen.
Die Forschungsgruppe von Prof. Anne Spang am Biozentrum der Universität Basel hat nun in Kooperation mit der Goethe Universität Frankfurt einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der zellulären Prozesse, die dieser Krankheit zugrunde liegen, erzielt. Ihre im Fachjournal «Journal of Cell Biology» veröffentlichte Studie zeigt, dass bei Patienten mit einer LRBA-Defizienz gleich zwei Recycling-Schritte in den Zellen gestört sind. Die Ergebnisse bieten neue Einblicke in die zellulären Mechanismen der LRBA-Defizienz und eröffnen neue Wege für mögliche Therapien.
Neue Erkenntnisse zur LRBA-Defizienz
«Patienten mit LRBA-Defizienz fehlt aufgrund einer Mutation das Protein LRBA,», so Erstautorin Viktoria Szentgyörgyi. «Wir konnten nun zeigen, dass anders als bei gesunden Menschen in Zellen von Patienten übermässig viele und vergrösserte Endolysosomen vorliegen». Endolysosomen sind Organellen, kleine Bestandteile der Zelle, die eine Schlüsselrolle im Abbau und Recycling von Proteinen in der Zelle übernehmen. Sind sie durch einen genetischen Defekt, wie bei den Personen mit LRBA-Defizienz, vergrössert und in Überzahl vorhanden, kommt es zu schweren Funktionsstörungen in den Zellen. Die Folge sind starke gesundheitlichen Beeinträchtigungen, darunter wiederkehrende Infektionen oder entzündliche Darmerkrankungen.
«Anhand von Patientenproben haben wir herausgefunden, dass in diesen Zellen auch die Sekretion der Endolysosomen und Lysosomen erhöht ist», sagt Viktoria Szentgyörgyi. Normalerweise, bauen Endolysosomen und Lysosomen Proteine ab und stellen der Zelle die Bestandteile der Proteine, die Aminosäuren wieder zur Verfügung, um neue Proteine herzustellen. Die erhöhte Sekretion dieser Organellen weist auf einen Defekt in diesem Recyclingprozess hin und führt zu Entzündungen und Gewebeschäden.