Navigation mit Access Keys

Interview mit Chris Peyer

Am Anfange war er überrascht. Das Biologiestudium hatte er sich anders vorgestellt. Es geht darin nicht nur um den Menschen. Im Gegenteil, gerade die thematische Breite ist was ihn heute fasziniert. Für die Molekularbiologie hat er sich nicht nur wegen seiner Freude an der praktischen Arbeit im Labor entschieden, sondern weil sie ein relevantes Gebiet mit viel Potential ist. 

Warum hast du dich für ein Biologiestudium entschieden?
Nach der Matur habe ich zwischen Medizin, Mathe und Bio geschwankt. Da ich die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium nicht geschafft hatte, fiel dieses schon mal weg. Für mich, wie sich im Nachhinein herausstellte, ein Glücksfall, denn mir gefällt die Biologie extrem gut. Vor allem auch wegen der thematische Breite und weil sich nicht alles nur um den Menschen dreht. Ich habe das mit der Medizinprüfung deshalb nicht, wie viele andere, nochmals versucht. (lacht)

Wie war dein Studieneinstieg?
Ich war sehr überrascht, wie viel Mathe, Physik und Chemie wir im ersten Jahr hatten. Das ist nicht, was man mit Biologie assoziiert, denn was man im Gym durchnimmt, weckt irgendwie falsche Erwartungen. Dort lernt man ganz viel über den Menschen. Aber mir hat es gefallen. Mathe hatte ich ja sogar als Studium in Betracht gezogen und bei Physik und Chemie fängt man nochmals fast bei null an, das war für mich eine echte Chance. Rückblickend muss ich auch sagen, diese Fächer sind für die Molekularbiologie extrem wichtig. 

In den ersten Jahren kannst du auch noch Wahlfächer wählen. Was hast du da ausgewählt?
Ich habe mich da echt etwas ausgelebt. Ich habe unter anderem Vorlesungen in Psychologie, zum 9/11 Vorfall oder über die Basler Fasnacht besucht. Das Angebot ist extrem vielfältig und spannend. Da findet jeder was für sich. Sehr empfehlen kann ich die Forensische Genetik. Das ist gerade für Biologen sehr interessant. 

Früher waren die ersten beiden Studienjahre sehr theorielastig. Nun gibt es neu den Experimental Molecular Biology Kurs. Wie hast du den erlebt?
Ich habe den Kurs extrem positiv erlebt. Es nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, denn im ganzen zweiten Jahr arbeitet man an zwei Nachmittagen in der Woche im Labor. Aber die Stunden vergingen wie im Flug und ich habe mich wirklich das erste Mal als Biologe gefühlt. Man fängt an, die gelernte Theorie, in die Praxis umzusetzen, und das ganze Handwerkliche und verschiedene Methoden, die man im Labor braucht, zu lernen. Es hat richtig Spass gemacht und einem auch nebst dem Arbeiten im Labor gezeigt, was das tägliche Brot eines Molekularbiologen ist. 

Kannst du das noch etwas erklären?
Wir haben zum Beispiel auch gelernt, zu präsentieren. Im ersten Semester haben wir gemeinsam ein Buch gelesen und jede Woche hat dann jemand ein Kapitel vorgestellt. Im zweiten Semester haben wir in Gruppenarbeiten unsere Forschungsresultate analysiert, gelernt, diese auf das Wesentliche herunter zu brechen und zu präsentieren. Ausserdem haben wir auch zahlreiche wissenschaftliche Paper gelesen und gelernt, wie Wissenschaftler zu denken. 

Auch das dritte Studienjahr ist am Biozentrum sehr praxisorientiert. Inwiefern unterscheidet es sich vom zweiten Studienjahr?
Im zweiten Studienjahr arbeitet man eigentlich an einem Thema und lernt an diesem sozusagen das Grundsätzliche kennen. Im dritten Studienjahr besucht man drei jeweils sechswöchige, ganztägige Blockkurse zu spezifischen Themen, wie Strukturbiologe, Mikrobiologie und Immunologie oder Entwicklungsbiologie. Jede Woche stellt ein anderes Labor ein Thema vor und bringt einem ein Projekt nahe und so fängt man an, sich in die verschiedenen Fachrichtungen zu vertiefen. 

Und wie ist der Zusammenhalt zwischen euch Studierenden?
In diesen praxisorientierten Kursen fühlt es sich an wie in einer grossen Schulklasse, nur noch besser, denn alle haben die gleichen Interessen (lacht). 

Du hast dich für die Richtung Molekularbiologie entschieden. Warum?
Die Vorstellung in einem Labor zu arbeiten, fand ich sehr toll. Auch das Ganz-Genaue und im Kleinsten zu arbeiten sowie die vielen theoretischen mathematischen und chemischen Aspekte gefallen mir sehr. Und ich habe mich natürlich erkundigt, was ich später damit machen kann. Molekularbiologie ist ein extrem relevantes Gebiet, indem sich ständig neue Möglichkeiten auftun. Ich denke da zum Beispiel an die Genetik oder an Viren, die immer wieder dominieren werden. Corona hat uns gerade wieder ihr grosse Potential vor Augen geführt.

Du hast jetzt deinen Master angefangen. Wie hast du deine Forschungsgruppe und dein Thema ausgesucht?
Das war wirklich super während den Blockkursen. Da sieht man in die meisten Forschungsgruppen rein und lernt ganz viele Themen kennen. Wenn einem also das Thema interessiert und einem die Forschungsgruppe gefällt, kann man diese ganz unverbindlich mal anfragen. Ich denke, es ist ganz wichtig, mit den unterschiedlichsten Leuten zu reden und zu wissen, dass Fragen nichts kosten. Die Blockkurse helfen da sehr, ich wusste vorher noch gar nicht, was mich wirklich interessiert. 

Hast du noch einen Tipp für Studienanfängerinnen und -anfänger? 
Wie gesagt, fragen ist immer gut. Auch kriegt man einen Götti oder eine Gotte zur Seite gestellt, mit denen man sich wirklich ganz frei von der Leber weg austauschen kann. Dann denke ich, ist es wichtig, das Studium nicht zu unterschätzen. Biologie ist ein anspruchsvolles Studium. Es ist absolut machbar, aber man darf es eben nicht unterschätzen. Und vor allem denen, die nicht von Basel sind, kann ich nur empfehlen, die vielen Uni-Angebote wie den Unisport oder den Unichor zu nutzen. Da lernt man ganz schnell viele Leute kennen. Ich singe im Chor und das macht echt Spass.