Navigation mit Access Keys

Interview Seraphine Lüscher

Das Protein, das man ihr im Experimental Molecular Biology Kurs zugeteilt hatte, hat sie sozusagen adoptiert. Experimente schon im zweiten Studienjahr von A-Z durchzuführen zu können, fand Seraphine super. Der Kurs war für sie die schönste Zeit ihres Bachelor Studiums. Aber auch die Themenvielfalt der Blockkurse empfand sie als Bereicherung. Sie helfen herauszufinden, in welche Forschungsrichtung es einen zieht.

 

Warum hast du dich für ein Biologiestudium entschieden?
Ursprünglich wollte ich nach dem Gymnasium Konditorin werden, etwas Handwerkliches und Kreatives tun. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mir die geistige Herausforderung fehlt. Schliesslich entschied ich mich für Biologie. Das breite Spektrum hat mich schon immer fasziniert und es verschafft einem die Möglichkeit, stets neue Erkenntnisse zutage zu fördern, ohne dass die Fragen je versiegen.

Wie war dein Einstieg? Am Anfang hat man ja sehr viel Theorie mit Mathe, Physik und Chemie.
Die ersten Semester sind schon ein bisschen ein Durchbeissen. Es ist wie eine Feuerprobe. Aber spätestens im dritten Jahr, wenn man anfängt sich zu spezialisieren, weiss man, dass es sich gelohnt hat. 

In den ersten Jahren kannst du auch noch Wahlfächer belegen. Was hast du gewählt?
Ich finde es wichtig, dass man auch über den eigenen Tellerrand blickt und sich nicht nur mit Naturwissenschaftler:innen umgibt. Ich habe deshalb Vorlesungen in Gender Studies und Psychologie besucht. Eine Ausnahme war die Forensischen Genetik. Die ist sehr spannend und praxisnah. 

Wie hast du den Experimental Molecular Biology Kurs (EMB) im zweiten Jahr erlebt?
Ich glaube, das war die schönste Zeit meines Studiums. Wir sind als Gruppe eng zusammengewachsen und die Stimmung war sehr familiär. Da der Kurs das ganze Jahr dauert, kann man Experimente wirklich von Anfang bis Schluss durchführen. In den Blockkursen ist das etwas anders. Da diese zeitlich beschränkter sind und man viel Verschiedenes durchnimmt, macht man häufig nur einen Teilaspekt eines Experiments. Im EMB waren wir in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe bekam ein bestimmtes Protein, von dem man noch nicht viel weiss. Anders als in den Blockkursen konnte man hier Verantwortung für ein eigenes Projekt übernehmen und tatsächlich etwas Neues entdecken. Ich habe das sehr genossen und es spiegelt auch die Realität während des Masters wider.

Im EMB lernt ihr auch die Basics der Laborarbeit.
Ja, wir haben pipettiert, Gele gegossen, mit Zellkultur gearbeitet, Bakterien transformiert, kloniert und ge-imaged. Von allem ein bisschen. Sehr schön war auch, mit den Expert:innen aus der Imaging und der Proteomics Core Facilites zusammenzuarbeiten. Auch eine super Vorbereitung für den Master oder allgemein für eine wissenschaftliche Karriere waren die Research Presentations und das Lesen wissenschaftlicher Publikationen für Journal Clubs, die wir präsentiert haben.

Was hat dir an den sechswöchigen Blockkursen gefallen?
Man taucht in viele verschiedene Themen ein, das macht es natürlich vielseitig. Einen Tag arbeitet man mit einem Maushirn und einen anderen mit Stammzellen. Man fängt an herauszuspüren, auf welchem Gebiet man gerne die nächsten 1 ½ Jahre forschen möchte. Ausserdem lernt man zahlreiche Techniken näher kennen. Auch wenn ich diese momentan nicht alle anwende, bin ich doch sehr froh, diese im Handgepäck zu haben, denn es kann sein, dass ich auf ein Problem stosse und dann denke, ah, da hat es doch mal dies oder das gegeben. 

Wie ist der Zusammenhalt unter den Studierenden?  
Ich finde ihn sehr gut. Auch jetzt im Master stehe ich immer noch im Austausch mit vielen aus den Blockkursen. Da viele ihren Master im Biozentrum machen, sieht man sich oft unverhofft beim Mittagessen oder bei der Kaffeemaschine. Und die Tutoren aus den Blockkursen sind sehr engagiert und fragen einen bei Gelegenheit auch mal, was man so macht und wie es einem geht. Das finde ich auf menschlicher Ebene sehr schön.  

Du hast jetzt gerade mit deinem Master angefangen. Wie bist du auf dein Thema gekommen?
Ich habe auf der Biozentrum Webseite recherchiert, welche Forschungsgruppe sich mit welchen Themen befasst. Dort bin ich auf Maria Hondele gestossen und auf ihre Forschung zu RNA und membranlosen Organellen. Während des Studiums konnte ich nie wirklich tief in diese Themen eintauchen und ausserdem ist es in meinen Augen eine Forschungsrichtung mit grossem Potenzial. Also habe ich mir Maria am Research Bazar geschnappt. Das ist eine Veranstaltung für Bachelor Studierende, bei der sich die Gruppenleitenden zuerst vorstellen und dann bei einem Apéro für Fragen zur Verfügung stehen. Diese Gelegenheit sollte man unbedingt nutzen. Das Gespräch mit Maria war sehr angenehm und in ihrem Team habe ich mich gleich wohl gefühlt, daher freue ich mich sehr auf die nächsten 1 ½ Jahre. 

Hast du noch einen Tipp für Studienanfänger?
Nicht aufgeben. Der Anfang ist schon ein bisschen trocken, aber wenn man das Gefühl hat, dass es der richtige Weg ist, sollte man unbedingt durchhalten. Es hilft auch, sich mit anderen Studierenden auszutauschen und zu merken, dass man nicht alleine ist. Ganz wichtig ist es auch, einen Ausgleich zu finden. Klar könnte man immer noch weiterlernen oder noch ein Experiment ansetzen. Aber ich muss dieser Versuchung widerstehen und mir sagen, ich schulde es meinem Experiment, ausgeruht zurückzukommen, also gehe ich gerne joggen.