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Interview mit Andrii Kharin

An der Molekularbiologie gefällt ihm vor allem, dass man den ganzen Tag im Labor arbeitet. Das ist mit ein Grund, warum sich Andrii Kharin entschieden hat, am Biozentrum seinen Master zu machen, denn hier hat er mit drei Semestern länger Zeit als andernorts ganz in seinen Masterarbeit einzutauchen.  


Woher kommst du und was hast du studiert?
Ich komme aus Kyiv in der Ukraine. Da ich mich für die Naturwissenschaften entschieden hatte und mir klar war, dass ich in Europa die besser ausgestatteten Labore und Studienangebote antreffen würde, bin ich gleich nach dem Abitur nach Berlin an die Freie Universität gegangen. Nach einem Einführungsjahr für ausländische Studierende habe ich dann meinen Bachelor in Biochemie angefangen. 

Und was hat dich danach nach Basel ans Biozentrum gebracht?
Das Biochemiestudium in Berlin war echt super. Viel praxisorientierter als andernorts in Deutschland und vor allem mussten wir ein halbjähriges Praktikum an einem anderen Forschungsinstitut oder in der Industrie machen. Da ich mittlerweile gut Deutsch sprechen konnte und es mich wiederum ins Ausland zog, da ich etwas Neues erleben wollte, habe ich mich in den deutschsprachigen Ländern umgeschaut und schliesslich 2022 hier mein Praktikum in der Immunologie gemacht. Ich bin dann wieder nach Berlin, um meinen Bachelor abzuschliessen und seit August 2023 wieder zurück im Labor von Jean Pieters, um meinen Master zu machen. 

Ganz einfach ausgedrückt: An was forscht ihr in Jean Pieters Gruppe?
Wir untersuchen anhand von in vitro Zellmodellen, aber auch in Nagetieren wie Mäuse, in Amöben und Menschen, wie Zellen ihre Populationsgrösse regulieren. In einem lebenden Organismus wird die Zellmenge ziemlich streng reguliert. Dies ist essentiell in mehrzelligen Lebewesen und wir möchten herausfinden, welche Mechanismen daran beteiligt sind. 

Wie muss ich mir deine Arbeit vorstellen, arbeitest du alleine oder im Team?
Ich habe mein eigenes Projekt und einen direkten Supervisor, einen Postdoc, der meine erste Ansprechperson bei Fragen zu Experimenten oder deren Auswertung ist. Manchmal gehe ich aber auch zu anderen Studierenden und Postdocs, die sich in spezifischen Gebieten, wie zum Beispiel der Mikroskopie, besser auskennen. Der Austausch mit meinem Supervisor ist sehr spontan und unkompliziert. Da wir uns vis à vis sitzen, kann ich einfach über den Tisch rufen (lacht). Aber es gibt natürlich auch formelle Meetings, wie unser wöchentliches Lab Meeting, wo auch ich alle vier bis fünf Monate meine Ergebnisse präsentiere und so das Feedback der ganzen Gruppe abholen kann. 

Habt ihr in der Gruppe auch persönlich untereinander Kontakt?
Ja, klar. Wir gehen meist zusammen Mittagessen und manchmal fragt jemand über den Chat ob jemand am Abend Lust hat, etwas zusammen zu unternehmen. Das hängt natürlich ganz von der Auslastung im Lab ab, aber meist klappt es und irgendjemand ist mit von der Partie. 

Apropos Auslastung: Kriegst du alles in einem normalen Arbeitstag unter oder arbeitest du häufig auch abends oder am Wochenende?
Das kommt ganz darauf an. Bei einigen Experimenten muss man bestimmte Schritte zu einem genauen Zeitpunkt machen. Wenn ich zum Beispiel meine Zellen mit einem Wirkstoff behandle, muss ich deswegen manchmal länger bleiben oder am Wochenende vorbeischauen. 

Experimente klappen ja nicht immer auf Anhieb. Frustriert dich das?
Nein, ich habe mich daran gewöhnt, dass wenn man etwas Neues versucht, man damit rechnen muss, dass es nicht gleich oder nicht perfekt klappt. Aber das ist eben Teil der Wissenschaft und auch ein wichtiger Punkt, warum ich meinen Master am Biozentrum mache. Hier hat man drei Semester Zeit für sein Masterprojekt, vielerorts ist es nur eines. So hat man wirklich die Möglichkeit, sich selber heranzutasten, man lernt Fehler bei Experimenten zu identifizieren und diese zu korrigieren

Du bist im Labor, nimmst aber auch an Kursen teil. Wie wählst du diese aus?
Ich schaue natürlich, welche Themen mich interessieren, aber auch, ob es ins Tagespensum passt, damit ich nicht einen Tag mit Seminaren überlade. Schliesslich liegt mein primärer Fokus auf meiner Forschung, auf meinem Masterprojekt. Pro Semester belege ich etwa einen Kurs, denn ich habe ja auch noch die Lab Meetings, die Stockwerkseminare zusammen mit den Zell- und Entwicklungsbiologen sowie die wöchentlichen Discovery Seminare für die Forschenden hier im Haus. Kurz, ich habe schon relativ viele Termine. 

Pflegst du auch Kontakt zu Biozentrikern ausserhalb deiner Gruppe?
Ja, ich kenne einige Masterstudenten aus anderen Gruppen. Wir treffen uns bei den Discovery Seminaren, den Happy Hours und wir spielen jede Woche zusammen mit einigen PhDs und Postdocs Fussball. Zudem bin ich in ein paar What’s App Chats, wo man sich für ein Fussballspiel am Wochenende verabredet. 

Wenn du dein Bachelor mit dem Masterstudium vergleichst, was ist der grösste Unterschied?
Im Bachelor hat man ziemlich viel Theorie, Vorlesungen und Seminaren. Auch ist man thematisch noch nicht so fokussiert. Es geht ja darum, die Grundlagen zu lernen und Einblick in verschiedenste Gebiete zu kriegen. Im Master wird es dann viel praktischer, vor allem hier am Biozentrum, wo, wie gesagt, das Masterprojekt sehr stark gewichtet wird. Man ist wirklich mitten in der Forschung und macht seine Experimente. 

Was magst du an deinem Studium am Meisten?
Dass ich jeden Tag im Labor stehe. Als ich mir überlegt habe, was ich studieren möchte, wurde schnell klar, dass mich das am Meisten interessiert. Und mir gefällt, dass ich einerseits ziemlich selbständig arbeiten kann, andererseits aber Teil eines Teams bin. Ich denke auch, dass man mit einem Studium der Molekularbiologie viele verschiedene Karriere-Möglichkeiten hat. 

Du bist für dein Studium nach Basel gezogen. Wie war der Einstieg für dich hier?
Ziemlich unkompliziert. Ich habe ja schon die sechs Monate während meines Praktikums sozusagen reingeschnuppert und konnte somit die administrativen Angelegenheiten schneller abklären. Und ich hatte Glück, dass ich wieder einen Platz im Studentenwohnheim bekam. Wenn man von aussen kommt, kann ich ein Studentenheim echt empfehlen. Man findet schnell neue Kontakte, da die Mitbewohner ungefähr im gleichen Alter sind und es viele internationale Studenten gibt.  

Wie gefällt es dir in Basel?
Es ist hier natürlich nicht so viel los wie in Kyiv oder Berlin, aber viel Zeit widme ich sowieso dem Studium. Im Sommer gehe ich gerne im Rhein schwimmen oder ich fahre tiefer in die Schweiz, um zu wandern, die Auswahl an Wandermöglichkeiten ist ja riesig 

Weisst du schon, was du nach dem Master machen möchtest?
Meine Pläne können sich bis dahin wieder ändern, aber im Moment denke ich, dass ich mir erstmal einen Job suchen und nicht gleich mit einem PhD anfangen werde. Und dann schaue ich, wie es weitergeht.  

Eine letzte Frage: Hast du einen Tipp für angehende Masterstudierende?
Ja, Ich denke, es ist wichtig, sich frühzeitig bei den Forschungsgruppen für die Masterarbeit zu bewerben. Da der Auswahlprozess eine Weile dauern kann, ist man dadurch ein wenig flexibler.