Als Professorin für Molekulare Stammzellbiologie verbindet Fiona Doetsch vom Biozentrum der Universität Basel die Welt der Stammzellen mit der Welt der Neurowissenschaften. In dem ERC-Forschungsprojekt möchten Doetsch und ihr Team die Logik, die sich hinter der Heterogenität von Stammzell-Populationen im erwachsenen Gehirn verbirgt, genauer beleuchten und die Mechanismen aufklären, die das Gleichgewicht zwischen aktiven und ruhenden Stammzellen in ihrer Nische unter verschiedenen physiologischen Bedingungen steuern.
Stammzellen sind nicht spezialisierte Zellen, die in den verschiedensten Organen vorkommen. Im erwachsenen Gehirn befinden sich die neuronalen Stammzellen in nur einigen wenigen Bereichen, der Stammzellnische. Sie bilden das gesamte Leben lang neue Nervenzellen. Das grösste Reservoir ist die sogenannte ventrikuläre-subventrikuläre Zone, wo die ruhenden, also inaktiven Stammzellen, dicht gedrängt beieinander liegen. Eine Vielzahl von Signalen aus der Umwelt regen den Übergang vom Ruhezustand in den aktiven Zustand an und steuern so die Teilung und Reifung der neuronalen Stammzellen in ihrer Nische. Erst vor kurzem hat das Team um Doetsch «Fernverbindungen» im Gehirn entdeckt, die nur einen ganz bestimmten Pool von Stammzellen ansteuern und diese dazu anregen, in bestimmte Typen von Neuronen auszureifen. In ihrem ERC-Projekt möchte Doetsch die Heterogenität von Stammzellpopulationen in der ventrikulären-subventrikulären Zone entschlüsseln und zudem herausfinden, wie neuronale Stammzellen Signale aus weit entfernten Hirnarealen integrieren, um je nach Bedarf, abhängig von den physiologischen Bedingungen, spezifische Neuronen zu bilden.
Fiona Doetsch, geboren in Kanada, ist auf dem Gebiet der neuronalen Stammzellen eine international anerkannte Wissenschaftlerin. Seit 2014 ist sie «Associate Professor» für Molekulare Stammzellbiologie am Biozentrum der Universität Basel. Doetsch studierte Biochemie, sowie Wissenschaftsgeschichte und -philosophie an der McGill University in Montreal und promovierte anschliessend an der Rockefeller University in New York. Vor ihrer Berufung ans Biozentrum arbeitete sie zunächst als Assistenzprofessorin und dann als «Associate Professor» an der Columbia University, USA. Internationale Anerkennung erlangte sie mit ihrer Arbeit über die Identifizierung adulter neuronaler Stammzellen und darüber, wie verschiedene Nischenbereiche die Stammzellen kontrollieren.
Der Europäische Forschungsrat würdigt mit der Vergabe des «ERC Advanced Grant» die herausragenden Leistungen führender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und unterstützt sie bei der Durchführung innovativer und risikoreicher Forschungsprojekte über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. Mit Prof. Fiona Doetsch wurden bereits acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Biozentrums mit diesem renommierten und hoch kompetitiven Forschungsbeitrag ausgezeichnet.
Kontakt: Kommunikation, Katrin Bühler