Sebastian Bolli: «Das meiste lernt man beim Fehlermachen»
Als Bachelorstudent bereits an der praktischen Forschung beteiligt: Sebastian Bolli erzählt, warum der EMB-Kurs für ihn zum vielleicht prägendsten Erlebnis seines Studiums wurde. Zwischen fluoreszierenden Bakterien, Teamgeist im Labor und der Freiheit, Fehler als Lernchance zu nutzen.

Sebastian, du studierst Molekularbiologie. Warum hast du dich dafür entschieden?
Ich studiere Molekularbiologie im 3. Semester am Biozentrum der Universität Basel. Ich war lange unschlüssig, ob ich an der ETH Zürich oder in Basel studieren soll, auch beim Studienfach bin ich zwischen Biologie und Medizin hin- und hergeschwenkt. Schliesslich habe ich mich für das Biozentrum entschieden, weil mich die gute Forschung, die Nähe zur Pharmaindustrie aber auch der solide Aufbau des Studiums mit breiten Grundlagen in Chemie, Mathematik und Physik überzeugt haben.
Was macht Basel als Studienort besonders?
Die enge Vernetzung der Uni mit verschiedenen Institutionen, wie dem Swiss Tropical and Public Health Institute aber auch die enge Anbindung an die Pharmaindustrie machen die Uni Basel für ein Studium in den Life Sciences äusserst attraktiv. Als Student wird man aktiv in die Spitzenforschung einbezogen. Basel gilt zudem als der Innovationshub für Chemie und Biotech. Nirgendwo in Europa ist die Dichte an Biotech Start-ups und Spin-Offs grösser als hier.
Wie hat sich der Einstieg ins Studium für dich angefühlt? Eher überraschend oder wie erwartet?
Der Einstieg ins Studium verlief gut für mich. Das Tempo, in dem der Stoff vermittelt wurde, war rasant. Man musste sich definitiv konzentriert hinsetzen und fokussiert lernen, damit man nicht den Anschluss verliert. Allzu überraschend war es aber nicht, ich erwartete ein forderndes Umfeld, das aber auch viele Chancen und Gelegenheiten bietet. Grossartig war, dass man sehr viele neue Mitstudierende kennenlernt, was insbesondere bei der Prüfungsvorbereitung hilft.
Was macht den Experimental Molecular Biology-Kurs (EMB) eigentlich so besonders?
Im EMB-Kurs liegt der Fokus auf dem Erlernen der wichtigen praktischen Fähigkeiten, die in der Zell- und Molekularbiologie täglich zur Anwendung kommen. Im Vergleich zu den theoretischen Vorlesungen erhält man im EMB-Kurs aktiv einen tiefen Einblick in Zell- und Molekularbiologie. Dabei erlernt man die essenziellen Techniken, die von PCR über Sanger-Sequenzierung bis zu CRISPR-Cas9 Gene editing reichen. Wir reproduzieren also nicht nur bekannte Experimente, was den Kurs enorm interessant macht. Wir sind sozusagen an vorderster Front der Forschung mit dabei.
Welche Aspekte des EMB-Kurses haben dir am meisten Spass gemacht?
Grundsätzlich sind die meisten Techniken sehr spannend. Besonders Spass hat mir die Arbeit mit speziell modifizierten E.coli Bakterienstämmen gemacht, in die wir einen gezielt modifizierten DANN-Strang mit der Sequenz für unser Zielprotein eingefügt haben. Ziel dabei ist es das Bakterium als «biologische Fabrik» für unser Protein einzusetzen, um so grössere Mengen der DNA-Sequenz, die das Protein codiert, herzustellen. Dabei hatten wir das Protein noch mit einem fluoreszierenden Protein, dem sogenannten Green-Fluorescent-Protein (GFP) markiert. So konnten wir nachher mittels UV-Mikroskopie genau nachvollziehen, wo genau in der Zelle dieses Protein exprimiert wurde.
Forschung ist Teamarbeit. Wie läuft die Zusammenarbeit im Labor?
Die Zusammenarbeit verläuft harmonisch, die Atmosphäre im Labor ist sehr kollegial. Es herrscht ein gutes Lernklima. Dr. Dominik Buser steht ähnlich wie ein Sportcoach beratend zur Seite und unterrichtet gezielt für die Experimente. Wenn immer sinnvoll, wird mit anderen Studierenden kollaboriert, auch Resultate werden intensiv verglichen und ausdiskutiert. Zusammen mit dem theoretischen Hintergrund der Vorlesungen fügen sich in diesen Gesprächen viele Puzzleteile zusammen und man erfasst viele Zusammenhänge ganz neu.
Gibt es ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Grossartig am Kurs ist, dass wie in der echten Forschung auch einmal ein Experiment so richtig schieflaufen kann. Ich denke, am meisten lernt man beim Fehlermachen, insbesondere in einer so komplexen Disziplin wie der Molekularbiologie. Während in der Forschung ein kleiner Fehler schnell einmal die Arbeit eines Monats oder mehr ruinieren kann, ist man im Kurs dank vieler Backups nicht allzu nervös.
Und ausserhalb des Labors – wie erlebst du das Studierendenleben in Basel?
Das Studierendenleben an der Uni Basel basiert stark auf Freiwilligkeit. Es verlangt Eigeninitiative, aber wird erleichtert durch ein breites Sportangebot. Im Vergleich zu meinen Freunden aus Cambridge und Oxford offeriert die Uni Basel weniger Freizeitangebote. Das stört mich aber nicht, ganz im Gegenteil, es ermöglicht, dass sich die Studierenden untereinander selbst organisieren.